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HIV und Rheuma (Autoimmunerkrankungen)

Den Wert einer Stammapotheke erkennt man in besonderen Fällen. Das gleichzeitige Auftreten von Autoimmunerkrankungen wie z.B. Rheuma oder Multiple Sklerose (MS) mit HIV ist einer dieser Fälle. Für eine besondere Betreuung unserer Patienten bieten wir daher Medikationsanalysen an um Wechselwirkungen zwischen HIV Medikamenten, Immunsuppressiva und anderen Arzneimitteln zu finden. Abgesehen von fachlichen Analysen stehen wir unseren Patienten mit Beratung und Dienstleistungen wie Rezeptmanagement und Dauerrezepten zur Verfügung.

Der nachfolgende Beitrag entstand für das Netzwerk Autoimmunerkrankter NIK e.V.

https://www.nik-ev.de/2019/10/13/vortrag-rheuma-und-hiv/

Ein Interview mit Dr. Guido Schäfer und Nicolas Koslowski zum Thema HIV und Autoimmunerkrankungen

Wie oft steht der HIV-Virus mit einer rheumatischen Erkrankung in Verbindung? Hat man als HIV Betroffener ein größeres Risiko an Rheuma zu erkranken?

Zunächst ist festzustellen, dass es zu dieser Frage insgesamt nicht viele Daten und wissenschaftliche Auswertungen gibt. Nach den vorliegenden Erhebungen scheint das Risiko einer rheumatologischen, entzündlichen Systemerkrankung ähnlich zu sein, wie in der Allgemeinbevölkerung. Insgesamt kommen die ‚typischen‘ rheumatologischen Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis in westlichen/ europäischen Ländern bei HIV positiven Menschen selten vor, was aber auch daran liegt, dass diese Erkrankungen eher bei Frauen als bei Männern vorkommen, hingegen die HIV-Infektion in westlichen Ländern öfter bei Männern zu finden ist. Zudem besteht offenbar ein Zusammenhang mit dem Immunsystem und der Höhe der CD4 Zellen

Welche Auswirkungen hat das Virus auf das Immunsystem?

Die HIV-Infektion hat einen direkten Einfluss auf das Immunsystem, führt ohne Behandlung zu dem bekannten „erworbenen Immundefektsyndrom“, d.h.  AIDS. Typisch ist dabei ein Abfallen von Immunzellen die beim Menschen Krankheiten abwehren. Bei HIV sind vor allem die CD4-Zellen (eine Unterart der sogenannten T-Lymphozyten) betroffen, die in der Routine bei allen Patienten regelmäßig gemessen werden. Eines der Therapieziele der antiviralen Therapie ist eine Stabilisierung bzw. eine Verbesserung dieser Zellen. Bezüglich rheumatologischer Erkrankungen ist bekannt, dass verschiedene autoimmune bzw. rheumatologische/ entzündliche Erkrankungen deutlich von einer T- und B-Lymphozytenantwort abhängig sind. So reduziert sich die Aktivität einiger entzündlicher Erkrankungen deutlich, wenn die CD4-Zellen (z.B. im Rahmen einer unbehandelten HIV-Infektion) abfallen. Andersherum können sich diese Erkrankungen erstmanifestieren oder wieder aktiv werden, wenn die CD4-Zellen im Rahmen der Behandlung der HIV-Infektion wieder ansteigen. Gut belegt ist dies insbesondere für die rheumatoide Arthritis, die Sarkoidose und den systemischen Lupus Erythematodes.

Was kann ich in meinen Alltag beitragen zur Verbesserung meiner Lebensqualität  (z. B. Ernährung, Bewegung etc.)?

Im Vordergrund der Versorgung chronisch kranker Menschen steht immer eine Einstellung und Reduktion der sogenannten „kardiovaskulären Risikofaktoren“ (Herz-Kreislauf-Risikofaktoren). Sowohl bezüglich HIV positiver Menschen, als auch bezüglich rheumatologisch Erkrankter, gibt es viele Empfehlungen für deren Reduktion. Im Vordergrund stehen bekannte Risikofaktoren. Gut belegt ist ‚Rauchen‘ als Risikofaktor, ferner erhöhter Blutdruck, Diabetes, Adipositas und Bewegungsmangel. Diesbezüglich sollte im Therapieplan ein Schwerpunkt auf sogenannte „Lifestyle“ Faktoren gelegt werden und auf ausreichende Bewegung, bzw. Sport, und auf gesunde Ernährung geachtet werden. Hierbei gelten die üblichen Empfehlungen z. B. zu den Blutdruck-Zielen, die erreicht werden sollten oder den Blutfetten. Wichtig ist hierbei auch, dass nach Möglichkeit nur über kurze Zeit und in möglichst niedriger Dosis Kortison gegeben wird, da dieses oft deutliche Effekte auf Blutdruck, Blutfette und Knochendichte haben kann. Eine Messung des Vitamin D-Spiegels und ggf. eine ärztlich gesteuerte Substitution kann sinnvoll sein. Bezüglich der Ernährung gibt es keine wissenschaftlich gut belegten Besonderheiten, die sich von anderen chronisch kranken Menschen unterscheiden. Sicher kann eine purinarme, also eiweißarme Kost, zur Reduktion der Harnsäure, sinnvoll sein. Eine erhöhte Harnsäure (Hyperurikämie) kann z.B. zu Gichtanfällen und Nierenschäden führen und stellt auch bei HIV Patienten eine rheumatologische Erkrankung dar, die nicht selten anzutreffen ist.  Meist wird die Harnsäure beim Arzt kontrolliert und ein Ernährungsplan kann an die gemessenen Werte angepasst werden.

An welche Facharzt Gruppe wende ich mich?

Die Besonderheit bei HIV-positiven Patienten mit einer rheumatologischen Erkrankung besteht darin, dass mindestens 2 Fachdisziplinen notwendig sind, um eine adäquate Behandlung zu gewährleisten. Bei einer typischen rheumatologischen Systemerkrankung sollte ein internistischer Rheumatologe aufgesucht werden, der sich, im Vergleich zu den orthopädischen Rheumatologen, besser mit den verschiedenen Immunsuppressiva auskennt. Je nach Art der Autoimmunerkrankung, z.B. einer reinen Schuppenflechte oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, muss auch eine andere Fachdisziplin (z.B. Dermatologie bzw. Gastroenterologie) konsultiert werden. Der wesentliche Ansprechpartner wird zudem der HIV-Spezialist sein, der oft auch einen internistischen Fokus für die Patienten hat und sich auch mit anderen Infektionen und Infektionsrisiken gut auskennt. Ganz entscheidend aber ist die interdisziplinäre Betreuung der Patienten, das heißt eine gute Absprache der beteiligten Disziplinen. Oft wird zudem auch ein Hausarzt involviert sein. Hier gibt es kein Patentrezept und jeder Fall wird individuell zu entscheiden sein.

Ist eine HIV Therapie mit einer Rheumatherapie kompatibel?  (Antwort Nicolas Koslowski, Centro Apotheke)

Ich würde mir wünschen, dass diese Frage leichter zu beantworten wäre. Um die Schwierigkeit zu erklären, eine kurze Vereinfachung: Bei Rheumatischen- und Autoimmunantworten versuchen wir durch Therapien das Immunsystem des Körpers zu unterdrücken oder zu kontrollieren. Es ist in gewisser Weise unser Gegenspieler. Bei HIV Patienten ist die Situation anders herum. Die Krankheit schädigt das Abwehrsystem des Menschen und macht die Patienten anfällig für andere Krankheiten. Zentrales Ziel der antiretroviralen Therapie bei HIV Patienten ist also der Schutz und die Stärkung des Immunsystems. Diese Prinzipien stehen sich gegenüber. Wie Herr Dr. Schäfer bereits angedeutet hat, kann dies zu Problemen führen. Patienten, die durch eine erfolgreiche Therapie ihr Immunsystem stärken konnten, zeigen in manchen Fällen, neue oder wieder aufgeflammte, rheumatische Symptome. Dies muss stets beobachtet und balanciert werden. Soll ein HIV Patient im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung mit immunschwächenden Medikamenten behandelt werden, kann man ihn vorab durch Impfungen schützen. Diese Impfungen wirken deutlich besser, wenn sie vor der immunsupprimierenden Therapie durchgeführt werden.

Neben diesen allgemeinen Punkten sind auch konkrete Interaktionen relevant. Die Frage ob sich ein Medikament A mit einem Medikament B oder einem Nahrungsergänzungsmittel verträgt, ist ein zentraler Bestandteil der pharmazeutischen Arbeit. Bei der Kombination von HIV und Rheuma/ Autoimmunerkrankungen, gibt es leider nicht sehr viele handfeste Daten. Dies liegt daran, dass beide Krankheit nicht häufig genug in Kombination miteinander vorkommen. Das heißt, dass sich die Kombination der Arzneimittel am besten in jedem Einzelfall angeguckt werden sollte. Hierzu empfehlen wir Patienten sicherzustellen, dass ihre Ärzte alle notwendigen Informationen erhalten. Gleichzeitig bieten wir unseren Patienten an ihre Medikationen in Medikationsplänen zu sammeln und regelmäßig zu prüfen. In sogenannten Medikationsanalysen können wir uns anschauen ob Medikamente, Selbstmedikationen wie Kopfschmerztabletten oder Vitamintabletten, zusammenpassen. Haben wir die Informationen einmal zusammengetragen, können wir auch neue Nebenwirkungen besser zuordnen und gemeinsam mit den Patienten Lösungen suchen. Je weniger standardisierte Informationen vorliegen, desto wichtiger ist es, dass Patienten mit spezialisierten Ärzten und Apotheken sprechen und zusammenarbeiten.

Wie Sie sehen, gibt es keine einfache Antwort auf diese Frage. Mit der richtigen Behandlung und Betreuung können die Patienten jedoch darauf vertrauen, dass die Medikationen individuell abgestimmt werden.

Dr. Guido Schäfer ist Infektiologe, Rheumatologe und Internist am renommierten Ambulanzzentrum des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE). Seine Ausbildung absolvierte er u.a. in der Rheumatologie des Klinikums Bad Bramstedt. Er forscht intensiv an der Schnittstelle zwischen Rheuma Erkrankungen und HIV. Zu diesem Thema hielt er im September 2019 einen Vortrag am ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin in Hamburg.

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